DVA SLOVA

Shake your wits awake,

You brutes, you demented children!

 

English subtitles

Deutsche Untertitel


Aus der Veröffentlichungsmitteilung der Filmakademie:

Ab 1970 prägte Jürgen Jürges als Chefkameramann das Erscheinungsbild des Neuen Deutschen Films entscheidend mit. Er arbeitete bei ANGST ESSEN SEELE AUF (1973), EFFI BRIEST (1973) und SATANSBRATEN (1975) mit Rainer Werner Fassbinder zusammen, führte die Kamera bei Robert van Ackerens DIE FLAMBIERTE FRAU (1982) und DIE VENUSFALLE (1987), feierte mit Uli Edels CHRISTIANE F. – WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (1981) Erfolge und gestalte das Bild bei EISENHANS (1982) von Tankred Dorst. Mit Michael Haneke arbeitete er an FUNNY GAMES (1996), CODE INCONNU (1999) und WOLFZEIT (2002), mit Helmut Dietl bei VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE (2004) zusammen. Für Florian Gallenberger gestaltete er „Schatten der Zeit“ (2004) und JOHN RABE (2007). Ab 2008 arbeitete Jürges für mehrere Jahre an dem filmischen Experiment DAU von Ilya Khrzhanovsky, 2013 stand er für Wolfgang Beckers ICH UND KAMINSKI hinter der Kamera.

Seine aktuellste Arbeit ist der Kurzfilm „Dva Slova" (2022) von Michael Siebert, der spontan nach dem russischen Angriff auf die Ukraine an einem Wochenende entstanden ist und vom Zusammentreffen einer ukrainischen Soldatin und einem russischen Soldaten erzählt.

Aus der ZEIT Online zur Filmakademie Verleihung des Preises für sein Lebenswerk:

“Jürges erinnerte in seiner Dankesrede an diesem Abend als einer der wenigen Filmschaffenden seine Kollegenschaft daran, dass es ja auch noch ein Außen gibt, außerhalb der angebeteten Kinosäle, jenseits der beschworenen großen Leinwand, vor und nach Filmpreisverleihungen. Es herrscht Krieg in Europa und Jürges hat seinem ehemaligen Assistenten Michael Siebert als Kameramann gedient für dessen neuen Kurzfilm Dva Slova, einen Gesprächsfilm: Eine Ukrainerin hockt mit ihrem russischen Ex-Freund in einer Gefechtsstellung, die beiden reden darüber, was war, was ist, was wird. Vielleicht ist diese Kleinigkeit auch schon alles, was man gerade über das deutsche Kino wissen muss.”

Aus der Begründung der Filmbewertungsstelle, August 2022

Zwei Worte

Kurzspielfilm, Deutschland 2022, https://www.fbw-filmbewertung.com/film/zwei_worte

Februar 2022. Als Soldatin an der Grenze der beiden Länder verabredet sich die Ukrainerin Yaryna mit ihrem russischen Exfreund Dmitry, der ihr jetzt als Soldat gegenüber steht. Zwischen beiden ist so viel Vertrautes, so vieles, was sie noch verbindet. Doch zwischen ihnen steht nun auch ein Krieg. Ein Krieg, für den beide nichts können. Doch der ihre Leben für immer trennen wird. Aktueller kann ein Kurzfilm nicht sein: Der Regisseur und Autor Michael Siebert erzählt eine Geschichte aus dem russischen Invasionskrieg und lässt beide Parteien zu Wort kommen. Dabei erkennt man die Verzweiflung und Hilflosigkeit, die sowohl Viktoriia Skitska als Yaryna und Konstantin Frolov als Dmitry an den Tag leben. Yaryna hat Angst um ihre Familie, um ihr Land, um ihr ungeborenes Kind. Und Dmitry ist manipuliert von den Lügen der russischen Führung, von dem Druck, unter dem er steht. Und von der Sehnsucht nach einer nicht wiederbringbaren Normalität. Die Bilder sind in Schwarz-Weiß gehalten, die Kulisse wirkt theaterhaft, das Licht erschafft eine fast künstliche, abgeschottete Atmosphäre. Die Dialoge sind dafür umso natürlicher und lassen beide Motivationen klar nachvollziehbar erscheinen. Zwei Menschen inmitten eines Weltensturms. Und am Ende ein Ausblick in eine Zukunft, in der einer von beiden lebt. Und den anderen für immer vermisst. Ein hochaktueller Kurzfilm, der in seinem kleinen Kosmos eine ganz große Geschichte erzählt.


Offizieller Text der Jury:

“Wir erleben einen kurzen Film über eine große Geschichte. Formal eindrucksvoll in Stil und Tradition der russischen Filmkunst. Das Schicksal von zwei Menschen, die im gleichen Land lebten und sich einmal liebten, ist ein Synonym für einen so sinnlosen Krieg. Er zeigt auch deutlich, dass die Menscn niemals ihre Heimat verlassen würden und sogar bereit sind dafür zu kämpfen und ihr Leben zu opfern. Und er zeigt die Ohnmacht, die Verzweiflung, ja die Angst dieser Menschen, die allein gelassen werden bei der Entscheidung, was sie tun sollen. Sie wissen aber auch, dass sie immer für das große Menschenrecht Freiheit kämpfen werden.

Ein formal besonderer und inhaltlich eindrucksvoller und wichtiger Film, dem ein großes und vor allem auch junges Publikum zu wünschen wäre. Ein film, der zum Gespräch im besten Sinn herausfordert und dem die Jury sehr gerne das höchste Prädikat verleiht.”